Im Rahmen der therapeutischen Hilfen lassen sich für ADHS die Psychotherapie sowie die medikamentöse Therapie voneinander unterscheiden.
Bei der Psychotherapie hat sich vor allem die Verhaltenstherapie als wirkungsvoll erwiesen. Verhaltenstherapeuten sind Leute, die gelernt haben, wie man am besten andere Leute coacht. Sie arbeiten also mit Leuten daran, wie man die Probleme lösen kann.
Hierbei werden wiederum folgende Coaching-Arten voneinander unterschieden:
Häufig werden alle Coachings miteinander verbunden, um einen größtmöglichen Effekt für die Betroffenen zu erzielen. Auf diese Weise kann der Therapeut dabei helfen, Deine Probleme in Deinen verschiedenen Lebensbereichen (Schule, Familie, Freizeitbereich) anzugehen.
#Dein Coaching (Therapie, Training)
Eine Therapie oder ein Training kann man sich wie ein Coaching vorstellen, das darauf abzielt Deine Probleme sowohl in der Therapiesitzung als auch im Alltag zu vermindern. Du sollst durch die Hilfe des Therapeuten lernen, mit Deinen Problemen besser klar zu kommen. Der Therapeut unterstützt Dich also, bei dem was Du selbst willst und zwingt Dir nicht einfach nur auf, was Eltern oder Lehrer wollen. Aber mit dem, was Eltern und Lehrer wollen, musst Du Dich schon auch auseinandersetzen. Es gibt verschiedene Formen von Therapien und verschiedene Psychotherapeuten. Das was wir hier beschreiben nennt sich Verhaltenstherapie. Diese Therapie hat sich als wirkungsvoll erwiesen.
Bei Jugendlichen mit ADHS arbeitet der Therapeut gemeinsam mit dem Jugendlichen daran, mit ihm eigene Ziele zu definieren (z.B. die Versetzung schaffen, mit den Eltern besser auskommen). Er hilft dem Jugendlichen, einzelne Schritte zu planen und in die Tat umzusetzen. Eine solche ambulante Therapie erfolgt in der Regel einmal pro Woche und dauert über mehrere Monate an.
Natürlich ist dieses Coaching besonders wichtig, doch wird es selten allein durchgeführt. Meist wird sie mit Familien- und Lehrer-Coachings kombiniert.
#Familien-Coaching
Familien-Coachings oder Familien-Trainings gehören auch zu einer Verhaltenstherapie. Sie sollen Dir helfen, Deine Probleme in der Familie zu verbessern. So sollen die Probleme, die es in der Familie gibt, vermindert werden. Zu diesem Zweck wird der Therapeut intensiv mit Deinen Eltern und Dir zusammenarbeiten. Die ambulante Therapie erfolgt in der Regel einmal pro Woche und kann über mehrere Monate andauern.
Meist gehen die Therapeuten wie folgt vor: Gemeinsam filtert ihr Situationen heraus, die in Deiner Familie besonders problematisch sind und das Zusammenleben erschweren. Anhand dieser Situationen werdet Ihr konkrete Lösungsstrategien entwickeln, welche die Familie dann gemeinsam versucht, zwischen den Behandlungsstunden umzusetzen. Dabei ist es sehr wichtig, dass Du Dich aktiv an solchen Gesprächen beteiligst.
#Lehrer-Coaching
Da Jugendliche mit ADHS so gut wie immer Probleme in der Schule haben, ist es auch wichtig, dass der Lehrer bei einer Therapie mit einbezogen wird. Am besten ist es wenn sich der Jugendliche, der Lehrer und der Therapeut an einen Tisch setzen und Lösungen für die konkreten Probleme in der Schule erarbeiten. Dabei geht man oft wie folgt vor:
Gemeinsam erarbeiten Therapeut und Lehrer mit Dir konkrete Verhaltensziele. Zum Beispiel: Soll im Unterricht auf seinem Platz sitzen bleiben. Dann werden gemeinsam Strategien erarbeitet, mit denen das Ziel erreicht werden soll. Dazu zählen konkrete Hilfestellungen im Unterricht, wie zum Beispiel: Die optimale Wahl des Platzes für die Schülerin/den Schüler), positive Konsequenzen, wenn es Dir gelingt, das Ziel zu erreichen und eventuell auch milde negative Konsequenzen wenn es mal nicht klappt.
Die medikamentöse Behandlung von Jugendlichen mit ADHS unter bestimmten Voraussetzungen ratsam.
In jedem Fall, sollte genau überprüft werden, welches Medikament und wie viel davon bei Dir notwendig ist. Es muss außerdem regelmäßig kontrolliert werden, ob irgendwelche Nebenwirkungen auftreten.
Wenn Du Medikamente gegen Deine ADHS bekommen sollst, muss Dein Arzt eine Menge Fragen beachten. Hier haben wir für Dich die wichtigsten Fragen zusammengestellt:
#Wann Medikamente?
Medikamente können eine wichtige Ergänzung zu anderen Behandlungsformen sein. Manchmal werden andere Behandlungsformen, wie eine Psychotherapie, erst dadurch möglich. Manche Leute kommen mit den Medikamenten so gut zurecht, dass neben einer regelmäßigen Kontrolle und Beratung keine weiteren Hilfen notwenig sind.
In Leitlinien haben Fachleute festgehalten, wann der Einsatz von Medikamenten bei einer ADHS ratsam ist:
- bei einer stark ausgeprägten ADHS-Problematik der Betroffen, welche die schulische Leistungsfähigkeit oder die Freizeitaktivitäten oder das Zusammenleben in der Schule, in der Familie oder mit Freunden erheblich beeinträchtigt.
- wenn im Rahmen einer Verhaltenstherapie die ADHS-Problematik sich nicht hinreichend verbessert hat und der Betroffene durch diese Problematik immer noch deutlich beeinträchtigt ist.
#Welche Medikamente gibt es?
Die deutschen Leitlinien für die medikamentöse Behandlung empfehlen im Allgemeinen sogenannte Psychostimulanzien (meist Methylphenidat) als Mittel der ersten Wahl; aber auch Atomoxetin kann unter bestimmten Bedingungen als Mittel der ersten Wahl eingesetzt werden.
Am häufigsten werden die Psychostimulanzien in der medikamentösen Therapie von ADHS eingesetzt. In Deutschland sind Präparate mit dem Wirkstoff Methylphenidat und Dexamphetamin zugelassen.
Man unterscheidet Medikamente mit kurzer Tageswirkdauer (Handelsnamen: Medikinet®, Ritalin®, Methylphenidat TAD®, Methylphenidat ratiopharm®, Methylphenidat Hexal®) und Medikamente mit längerer Tageswirkdauer (Handelsnamen: Concerta®, Equasym®retard, Medikinet®retard, Medikinet®adult, Ritalin®LA).
Zu den Psychostimulanzien zählen auch Medikamente mit dem Wirkstoff Dexamphetamin. Das Medikament mit dem Handelsnamen Attentin® hat eine kürzere Wirkdauer (etwa 5 bis 6 Stunden) als das Medikament mit dem Handelsnamen Elvanse®, dessen Wirksamkeit den ganzen Tag über anhalten kann.
Die weitere zur Behandlung von ADHS in Deutschland zugelassene Substanz ist Atomoxetin (Handelsname: Strattera®), deren Wirksamkeit auch den ganzen Tag über anhalten kann.
Daneben gibt es eine Reihe anderer Medikamente, die in Einzelfällen auch zur Behandlung von ADHS eingesetzt werden können.
#Wirkweise
Die Wirkung der Medikamente, die Methylphenidat enthalten, tritt etwa 30 bis 45 Minuten nach Einnahme der Tabletten oder Kapseln ein. Bei den Medikamenten mit kurzer Wirkdauer bleibt sie dann zwei bis vier Stunden auf maximalem Niveau. Nach drei bis sieben Stunden ist eine deutliche Verminderung der Wirkung zu beobachten. Bei vielen Leuten bleibt die Wirkung bei einer einmaligen Einnahme der Medikamente mit kurzer Wirkdauer am Morgen über den Vormittag hinweg erhalten. Bei Jugendlichen, kann es bei einer starken ADHS-Problematik oder wegen der langen Schuldauer oder des 8-stündigen Arbeitstages in der Ausbildung Sinn machen, dass sie am späten Vormittag oder auch am Nachmittag noch einmal ein Medikament einnehmen.
Um nicht mehrmals am Tag ein Medikament einnehmen zu müssen, kann es auch sinnvoll sein, ein Medikament mit einer langen Wirkdauer zu nutzen. Bei diesen Medikamenten wird der Wirkstoff in den Tabletten oder Kapseln im Körper verzögert freigesetzt. Die verschiedenen Medikamente mit längerer Wirkdauer unterscheiden sich in der Art der Freisetzung. Deshalb muss hier der Arzt im Einzelfall überprüfen, welches Medikament geeignet ist.
Psychostimulanzien werden auf einem speziellen Rezept verordnet, um den Missbrauch dieser Medikamente auszuschließen. Die Medikamente machen aber nicht körperlich abhängig, wenn man sie normal einnimmt.
Bei mindestens 70% der Kinder und Jugendlichen mit ausgeprägter ADHS führen diese Medikamente zu einer deutlichen Verminderung der ADHS-Problematik.
Allerdings hält die Wirkung der Medikamente in der Regel nur solange an, wie das Medikament gegeben wird. Deshalb ist in der Regel eine mehrjährige medikamentöse Behandlung (Dauertherapie) notwendig.
Bei Atomoxetin (Strattera®) tritt die Wirkung nicht am ersten Tag ein, sondern meist erst nach etwa sechs Wochen. Bei diesem Medikament muss in einem Behandlungsversuch schrittweise aufdosiert werden. Seine Wirksamkeit entfaltet Atomoxetin meist über den ganzen Tag. Atomoxetin muss nicht auf einem besonderen Rezept verordnet werden, weil keine Missbrauchsgefahr besteht. Auch bei Atomoxetin ist eine Dauertherapie mit regelmäßigen Auslassversuchen notwendig.
#Nebenwirkungen
In den meisten Fällen treten bei der Einnahme der Medikamente keine oder nur geringe Nebenwirkungen auf. Oft treten diese Nebenwirkungen nur kurz auf und verschwinden nach dem Absetzen eines Medikaments wieder. Dein Arzt kann daher ohne großes Risiko in einem Behandlungsversuch prüfen, welches Medikament für Dich das Beste ist und wie viel Du davon benötigst.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind: Verminderung des Appetits und Schlafstörungen.
In seltenen Fällen treten folgende Nebenwirkungen auf: Weinerlichkeit, Zuckungen (Tics), andere psychische Auffälligkeiten, Erhöhung des Blutdrcuks und der Herzfrequenz.
In der Regel sind diese Nebenwirkungen aber nicht sehr stark oder nehmen bei einer Reduzierung der Dosis wieder ab. Dennoch ist eine regelmäßige Kontrolle bei Deinem Arzt wichtig. Körpergewicht und Körpergröße müssen bei einer Dauertherapie vom Arzt regelmäßig kontrolliert werden, weil die Entwicklung der Gewichtes und der Körpergröße beeinträchtigt werden können. Außerdem müssen Blutdruck und Puls kontrolliert werden.
#Was ist ein Behandlungsversuch?
Die medikamentöse Behandlung ist zwar bei der Mehrzahl aller Kinder und Jugendlichen mit einer starken ADHS-Problematik wirkungsvoll, es gibt jedoch auch einige, die nicht von einer medikamentösen Behandlung profitieren und bei manchen treten unerwünschte Nebenwirkungen auf.
Eine genaue Überprüfung der Wirksamkeit und möglicher Nebenwirkungen muss daher in einem kontrollierten Behandlungsversuch vorgenommen werden. Die medikamentöse Behandlung lässt sich nur dann rechtfertigen, wenn Effekte eindeutig nachgewiesen werden können.
Da jeder Mensch auf Medikamente anders reagiert, genügen bei manchen Leuten bereits sehr niedrige Dosierungen, wogegen andere mehrere Tabletten benötigen.
Für eine systematische Überprüfung der Wirksamkeit ist Deine Mitarbeit, die Deiner Eltern oder auch Deiner Lehrer oder Ausbilder sehr hilfreich. Eine Möglichkeit ist, dass die Leute Dein Verhalten mit und ohne Medikamente für eine Woche anhand eines kurzen Fragebogens festhalten.
Da sich bei Methylphenidat und bei Dexamphetamin die Wirkung schon mit der ersten Gabe einstellt, kann der Behandlungsversuch und die optimale Dosiseinstellung innerhalb weniger Wochen erfolgen. Bei Atomoxetin ist ein längerer Behandlungsversuch von mindestens sechs bis acht Wochen notwendig, da sich die Wirkung erst nach dieser Zeit voll entfaltet.
Wenn sich die Medikamente gut wirken und keine Nebenwirkungen auftreten, dann sollte die Behandlung zunächst für einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten als Dauertherapie durchgeführt werden. In dieser Zeit sind regelmäßige Kontrollen und Beratungsgespräche auf jeden Fall nötig. Danach sollte die Notwendigkeit zur Weiterführung der Behandlung in einem Auslassversuch überprüft werden.
#Was bedeutet Dauertherapie?
Wenn sich durch einen Behandlungsversuch herausstellt, dass ein Medikament gut bei Dir wirkt, dann sollte die Behandlung zunächst für einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten als so genannte Dauertherapie durchgeführt werden. Die Einnahme von Medikamenten kann auch während der Ferienzeit und an Wochenenden notwendig sein.
Während der Einnahme der Medikamente solltest Du regelmäßig zur Kontrollen bei Deinem Arzt gehen. Er sollte überprüfen, ob die Wirksamkeit weiter vorhanden ist und ob Nebenwirkungen auftreten.
Obwohl es auch bei der Dauertherapie nur selten gravierende Nebenwirkungen gibt, kontrolliert der Arzt Körpergewicht und Körpergröße sowie Blutdruck und Puls regelmäßig.
Nach 6 bis 12 Monaten sollte geprüft werden, ob die Behandlung weitergeführt werden muss. In einem Auslassversuch (hier nimmst Du für eine bestimmte Zeit keine Medikamente und Du, Deine Eltern, Deine Lehrer oder Chefs schätzen dein Verhalten ein) sollte die Notwendigkeit für die Medikamente überprüft werden. Obwohl viele Jugendliche eine mehrjährige Behandlung benötigen, kann die Besserung der Symptomatik nach einer gewissen Behandlungszeit auch nach Absetzen der Therapie aufrechterhalten werden.